Die Geschichte der Druckerei Hannover

Die Geschichte der Druckerei C.V. Engelhard aus Hannover erstreckt sich über 125 Jahre und ist von vielen Ereignissen geprägt. Von der Firmengründung über die stetige Erweiterung der Leistungen bis hin zum heutigen modernen Druckereibetrieb hat das Unternehmen eine lange Entwicklung durchgemacht.

•1885 Gründung der Firma durch den 24-jährigen Rechtsanwaltsgehilfen Carl Victor Engelhard
•1887 Eröffnung eines Ladengeschäftes in der hannoverschen Mehlstraße 1 A
•1892 Erwerb einer Druckerei in der Alten Celler Heerstraße und Herstellung von Formularen im eigenen Betrieb
•1901 Umzug in den Neubau Gerberstraße 4
•1919 Carl Victor Engelhard verkauft seine Firma an die Landwirtschaftskammer für die Provinz Hannover. Am 2. Mai Umwandlung in eine GmbH und Umzug zum Engelbosteler Damm 139
•1921 Erwerb der Grundstücke Hainhölzer Straße 23-25 und Umzug zum nun endgültigen Firmensitz
•1927 Carl Victor Engelhard verstirbt am 27. November in Celle
•1935 Fünfzigjähriges Jubiläum der C. V. Engelhard & Co. GmbH
•1936 Eduard Kirchner wird Geschäftsführer
•1945 Am 25. März werden die Betriebsgebäude beim letzten Bombenangriff völlig zerstört
•1946 Wiederaufnahme der Produktion in Räumen der Druckerei Gebrüder Jänecke
•1954 Bezug der neuen Betriebsräume nach erfolgtem Wiederaufbau
•1961 Erweiterungsbau für Papierlager und Formularverlag
•1963 Kauf der ersten Endlosrotation
•1968 Brand am 23. September in der Druckerei
•1969 Eduard Kirchner erwirbt die Geschäftsanteile der Landwirtschaftskammer Hannover. Überführung der Firma in den Besitz der Familie Kirchner.
•1971 Umwandlung der Firma in eine Kommanditgesellschaft
•1973 Am 6. November verstirbt Eduard Kirchner im Alter von 83 Jahren
•1985 Am 1. April hundertjähriges Bestehen der Firma C. V. Engelhard & Co. KG

In Gedenken an die letzten 100 Jahre Firmengeschichte wurde zum April 1985 im Auftrage des Herrn Arnold Kirchner die gesamte Firmengeschichte erfasst. Die Geschichte der Firmengründung kann nur in Zusammenhang mit der bis dahin mehr oder weniger schlecht organisierten Arbeit in einem Anwaltsbüro gesehen werden. Insofern ist sie eng mit der geschichtlichen Entwicklung zur Eigenständigkeit des Rechtsanwaltsberufes verbunden, die aber hier nicht behandelt werden kann. Vielmehr soll versucht werden, die Gründe zu erhellen, die den Anwaltsgehilfen Carl Victor Engelhard zu der vielleicht längst überfälligen Organisation und Vereinheitlichung seines Bürobetriebes und daraus folgend zur Gründung eines Formularverlages veranlasst haben mögen. -Authentisches Material aus der Gründungszeit ist trotz intensiver Bemühungen nur wenig zusammengekommen, wichtigste Quelle für diesen Zeitabschnitt war das einzige noch existierende Exemplar einer Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen, das uns die Nachkommen des Gründers freundlicherweise überlassen haben.

Der vorgegebene Rahmen erlaubt insgesamt natürlich nur einen gedrängten Überblick über die wichtigsten Stationen der Firmenentwicklung von der Gründung bis heute, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Eine ausführliche Beschreibung der Firmengeschichte unter verschiedenen Aspekten wäre sicher sehr interessant, müsste aber – wenn überhaupt – einer besonderen Arbeit vorbehalten bleiben.

Wir empfehlen nun die einhundertjährige Geschichte der Druckerei C.V. Engelhard & Co. KG, wie sie sich aus heutiger Sicht darstellt, der Aufmerksamkeit des interessierten Lesers.

Liebe Mitarbeiter, liebe Freunde des Hauses!

Feste soll man feiern, wie sie fallen – insbesondere einen Firmengeburtstag. 100 Jahre alt wird am 1. April 1985 die Druckerei C.V. Engelhard & Co. KG. Einen solchen Tag sollte man schon in Würde und Stolz begehen, denn vom Gründungsjahr bis heute war es kein leichtes Jahrhundert; denkt man an zwei verlorene Weltkriege, Inflationszeit, NS-Regime, völlige Zerstörung der Betriebsstätten, Währungsreform und den Wiederaufbau.

Ein Drittel des Jahrhunderts bestimmte der Gründer Carl Victor Engelhard die Geschicke der Firma – ein Sechstel des Jahrhunderts versuchten nacheinander vier Geschäftsführer das Heil und Wohl der Firma zu erhalten, und das zweite halbe Jahrhundert sorgten Eduard Kirchner und später seine Söhne dafür, dass es mit C. V Engelhard immer bergauf ging. Darum wollen wir diesen Tag auch mit Freude begehen und mit Mut und Zuversicht, Fleiß und Ausdauer das zweite Jahrhundert ansteuern.

Herr Rolf Becker, ein langjähriger Mitarbeiter der Firma, hat die nun folgende Jubiläumsschrift unter schwierigen Umständen, denn es sind so gut wie keine Unterlagen aus vergangener Zeit vorhanden, geschrieben. Herr Ruschmeyer, Abteilungsleiter des Satzbereichs, machte sich viel Mühe mit den Fotoaufnahmen in Farb- und Schwarz-Weiß-Technik. Spätere Generationen werden hierfür wohl noch dankbar sein.

Wir gratulieren und danken beiden herzlich für ihre Mitarbeit. Gott grüß die Kunst!

Arnold Kirchner

Hannover, im April 1985

Eine Rechtsanwaltskanzlei im vorigen Jahrhundert war selbst für damalige Verhältnisse recht altertümlich eingerichtet. Vor allem das Erstellen von Schriftsätzen mit den erforderlichen Abschriften für jeden Rechtsvorgang war für sich schon ein mühsames und zeitraubendes Unterfangen. Diese Arbeit besorgten die Kalligraphen – das waren Schönschreiber – an ihren Stehpulten, ein in dieser Zeit üblicher Einrichtungsgegenstand in einer Rechtsanwaltskanzlei. Schreibmaschinen waren Ende des neunzehnten Jahrhunderts wohl schon auf dem Markt, aber die wirtschaftliche Situation der Rechtsanwälte war aus vielerlei Gründen nicht so rosig, als dass man sich moderner und zeitsparender Methoden so ohne weiteres bedienen konnte. Vor diesem Hintergrund lag es eigentlich nahe, sich einmal Gedanken über eine Vereinfachung der sich ständig wiederholenden Schreibarbeiten zu machen und die, soweit es möglich war, zu vereinheitlichen. Alle vorgegebenen Texte und Formulierungen also, die sich bei den verschiedensten Rechtsgeschäften wiederholten, müssten auf einem speziellen Formular vorgedruckt werden, um es dann später nur noch mit den von Fall zu Fall aktuellen Angaben zu ergänzen.

Das war sicher auch die Herausforderung an das organisatorische Talent von Carl Victor Engelhard, der schon als Lehrling in seiner Anwaltskanzlei das Problem erkannte und mit großem Eifer sein Ziel verfolgte, den Bürobetrieb durch die Ausarbeitung entsprechender Formulare zu vereinfachen. Der sichtbare Erfolg seiner Arbeit mag ihn folgerichtig im Jahre 1885 zur Gründung eines Verlages juristischer Formulare veranlasst haben. Er hat wohl auch das Gespür dafür gehabt, dass seine Idee sich durchsetzen und ihm letztlich auch wirtschaftlichen Erfolg bringen würde.

Carl Victor Engelhard wurde am 15. Januar 1863 in Celle geboren. Nach Beendigung seiner Schulzeit an der dortigen’ Bürgerschule begann er seine Lehrzeit als Anwaltsgehilfe bei Justizrat Jüdel. Hier schon fiel er durch seine außergewöhnliche Begabung und sein organisatorisches Talent auf, das ihn für seinen Lehrherrn zu einer wertvollen Hilfe werden ließ. Dieser setzte sich auch dafür ein, dass Carl Victor Engelhard mit 18 Jahren für mündig erklärt wurde und somit Termine vor Gericht wahrnehmen konnte.

Im Jahre 1882 übersiedelte der Justizrat Jüdel nach Hannover und eröffnete hier eine Anwaltskanzlei. Carl Victor Engelhard folgte ihm und leitete als damals wohl jüngster Bürovorsteher das Anwaltsbüro. Besonders jetzt beschäftigte er sich sehr intensiv mit der weiteren Ausarbeitung und Vervollkommnung juristischer Formulare. Der sichtbare Erfolg seiner Bemühungen, den Bürobetrieb vermittels seiner Formulare zu vereinfachen, ließ nun wohl in Carl Victor Engelhard den Gedanken reifen, einen Verlag zu gründen und seine Formulare auch anderen Anwälten bekanntzumachen.

Seit der Umwandlung in eine GmbH im Jahre 1919 hatte die Firma eine ganze Reihe von Geschäftsführern, die zumeist aus der Verwaltung der Landwirtschaftskammer kamen und über die wenig Persönliches bekannt ist. Am 1. August 1936 wurde dann Eduard Kirchner, bis dahin Betriebsleiter, zum Geschäftsführer berufen. Ihm, dem exzellenten Druckfachmann und weitblickenden Kaufmann, blieb es vorbehalten, die zweite Hälfte des Firmenjahrhunderts entscheidend zu beeinflussen. Vor allem die Weiterführung der Firma nach der vollständigen Zerstörung der Betriebsgebäude im März 1945 bis zum Kriegsende und in den ersten Nachkriegsjahren betrieb Eduard Kirchner mit großer Energie, die auch in den schwärzesten Tagen der Firmengeschichte sein Vertrauen auf eine bessere Zukunft bewies. Unter seiner Leitung und mit den wenigen Mitarbeitern, die ihm noch verblieben waren, schuf er in dieser Zeit unter denkbar ungünstigen Bedingungen die Voraussetzungen für den Fortbestand der Firma.

Eduard Kirchner wurde am 26. Juli 1891 in Exten geboren. Er erlernte das Schriftsetzerhandwerk, bestand 1921 die Meisterprüfung und kam als Schriftsetzermeister 1929 in die Firma C.V. Engelhard & Co. Hier war er zunächst als Betriebsleiter tätig, bis er 1936 zum Geschäftsführer berufen wurde. Nach Auflösung des Reichsnährstandes fiel die Gesellschaft wieder an die Landwirtschaftskammer Hannover zurück. Diese verlor aber aus verschiedenen Gründen nach und nach das Interesse an der Firma und in der Phase des Wiederaufbaus der zerstörten Gebäude, 1952, setzte Eduard Kirchner eine Erhöhung des Stammkapitals durch und brachte den Erhöhungsbetrag, der einem 25%igen Gesellschaftsanteil entsprach, in die GmbH ein. 1969 übernahm er den restlichen Anteil der Landwirtschaftskammer und war somit alleiniger Gesellschafter. Im Jahre 1971 erfolgte die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft mit seinem Sohn Arnold als Komplementär und Geschäftsführer. Er selbst und sein zweiter Sohn Wolf waren Kommanditisten.

Damit betrachtete Eduard Kirchner sein Lebenswerk als vollendet und überließ bald danach seinen Söhnen die Verantwortung für die Weiterführung der Firma. Er starb am 6. November 1973 im Alter von 83 Jahren.

Trotz kriegsbedingter Drosselung der Produktion hätte die Firma den Zweiten Weltkrieg beinahe schadlos überstanden. Doch sechs Wochen vor Kriegsende wurden die Betriebsgebäude am 25. März 1945 beim letzten Luftangriff auf die Stadt Hannover durch Sprengbomben völlig zerstört.

Das Chaos, das dieser unglückselige Krieg hinterließ, war nun für Mitarbeiter und Firma komplett. Aber für die, die das Inferno überlebten, gab es keinen Zweifel, es musste weitergehen. Das größte Problem in der stark zerstörten Stadt Hannover war zunächst die Beschaffung geeigneter Räumlichkeiten, die dann sehr bald im Gebäude der Druckerei Gebrüder Jänecke, Osterstraße, gemietet werden konnten. Nach Erlangung der Lizenz des alliierten Kontrollrates wurde der Betrieb auf drei Etagen verteilt wieder aufgenommen. Die notwendigen Maschinen wurden ausnahmslos aus den Trümmern des alten Gebäudes geborgen, zerlegt und mit viel Geschick wieder funktionsfähig gemacht. Eine großartige Leistung aller Beteiligten, wenn man bedenkt, unter welch widrigen Umständen dies alles vonstatten ging. Ein aus heutiger Sicht kurioses Ereignis am Rande: Die Rotationsmaschine verschwand über Nacht aus den Trümmern. Wer das Kunststück fertig brachte und wo die Maschine blieb, ist nie geklärt worden.

Eine große Bedeutung bei der Konsolidierung der Firma nach dem Kriege kam dabei zweifellos dem juristischen Formularverlag zu. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches ergab sich hier eine völlig neue Situation. Das ganze Formularsortiment musste überarbeitet, den neuen Gegebenheiten angepasst und gedruckt werden. Nur dadurch konnte die Konkurrenzfähigkeit dieses Firmenzweiges auch für die Zukunft erhalten bleiben.

Die allmähliche Normalisierung des Wirtschaftslebens hatte auch eine steigende Nachfrage nach Druckerzeugnissen zur Folge. Neben anderen Verlagsaufträgen war es vor allem die Zeitschrift “Erdöl und Kohle” des Industrieverlages v. Hernhaussen, die beim Wiederaufbau mitbestimmend werden sollte. Begünstigt durch die frühzeitige Wiederherstellung der Setzmaschinenanlage “Monotype” konnte dieser satzaufwendige Auftrag schon 1947 übernommen werden und war dann nach der Währungsreform 1948 Anlass und Grundlage für die Erweiterung und Modernisierung des Maschinenparks, der ja durchweg noch aus den Trümmern des alten Gebäudes stammte.

Wegen Eigenbedarfs an den vermieteten Räumen kündigte die Firma Gebrüder Jänecke 1952 den Mietvertrag mit der C.V. Engelhard & Co. GmbH, was für diese nun die Planung eines Neubaus auf dem vorhandenen Grundstück in der Hainhölzer Straße erforderlich machte. Die Landwirtschaftskammer Hannover als zu diesem Zeitpunkt alleiniger Gesellschafter hatte inzwischen einen eigenen Verlag gegründet und lehnte es ab, sich an einem Neubau finanziell zu beteiligen. Sie stimmte in diesem Zusammenhang aber einer Kapitalerhöhung zu, deren Anteil Eduard Kirchner als neuer Gesellschafter einbrachte. Einem Neubau stimmte jetzt die Landwirtschaftskammer zu, allerdings unter der Voraussetzung, dass dieser allein aus der Kapitalerhöhung und den Betriebsergebnissen zu finanzieren sei. Auch aus Mitteln des Lastenausgleichs war wegen der komplizierten Zusammenhänge zwischen Reichsnährstand und Landwirtschaftskammer keine Kriegsfolgenentschädigung zu erwarten.

Nach intensiver Planung, die auf die speziellen Erfordernisse des Firmenbetriebes abgestellt war, begann das Baugeschäft Kurth aus Ahlem 1953 mit dem Neubau, der im Februar 1954 fertig gestellt und übergeben wurde.

Nach neunjährigem Provisorium war man nun wieder in eigenen Betriebsräumen. Der entstandene Neubau war gegenüber dem ursprünglichen kombinierten Wohn- und Betriebsgebäude ein reiner Zweckbau, bei dem schon im Planungsstadium die firmentypischen baulichen Erfordernisse berücksichtigt wurden. Unter Verzicht auf den bis zur Zerstörung betriebenen Rotationsdruck mit der dazugehörigen Stereotypie war der Neubau so konzipiert, dass die technischen Betriebsabläufe Satz, Druck, Verarbeitung, Formularverlag und Versand auf einer Ebene stattfinden konnten, während die Büroräume im ersten Stock untergebracht wurden. Diese Konzeption ermöglichte ein weitgehend rationelles Arbeiten und hat sich im Großen und Ganzen bis zum heutigen Tage bewährt. Außerdem war eine spätere Erweiterung des Betriebsgebäudes im Rahmen der gegebenen Grundstücksgröße von vornherein eingeplant, die schließlich 1961 durch einen Ausbau realisiert wurde.

Die Geschäftsentwicklung wurde durch die nun geschaffenen betrieblichen Voraussetzungen günstig beeinflusst, die vorhandene Kapazität war voll ausgelastet und der juristische Formularverlag mit der Sparte Bürobedarf brachte gute Ergebnisse. Das ermunterte die Geschäftsführung schon bald, den zum Teil noch aus restaurierten Maschinen und Geräten bestehenden technischen Betrieb zu modernisieren und durch Neuanschaffungen zu erweitern.

Diese Phase war 1960, im Jahr des 75-jährigen Bestehens der Firma C.V. Engelhard & Co. GmbH, weitgehend abgeschlossen, und Eduard Kirchner befasste sich nun verstärkt mit dem Erwerb des restlichen Gesellschaftskapitals, das er 1969 von der Landwirtschaftskammer Hannover übernahm und dadurch alleiniger Gesellschafter wurde. Zwei Jahre später, am 8. Juni 1971, erfolgte die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft unter Beteiligung seiner Söhne Arnold und Wolf. Die C. V. Engelhard & Co. KG war damit ein reines Familienunternehmen geworden.

Arnold Kirchner übernahm nun als Geschäftsführer die Leitung der Firma. Der gelernte Schriftsetzermeister mit langjähriger betriebswirtschaftlicher und kaufmännischer Erfahrung besaß zweifellos die Qualifikation, die sich langsam anbahnende und später rasante Entwicklung neuer Techniken im Gefolge der elektronischen Datenverarbeitung für die Firma zu nutzen, den Betrieb an die sich jeweils ändernden Gegebenheiten anzupassen und das Herstellungsprogramm auf die Anforderungen des Marktes einzustellen.

Diese Entwicklung vollzog sich überwiegend in den letzten Jahren und für Arnold Kirchner galt es, das Ganze in den Griff zu bekommen. Das erforderte Überblick und Verständnis für die Gesamtsituation im Druckgewerbe, zum anderen schnelle Entscheidungen bei der Einführung neuer Techniken und Produktionsverfahren und vor allem die Bereitschaft zu verhältnismäßig hohen Investitionen.

Die Anschaffung einer Endlos-Druckmaschine im Jahre 1963 war dabei in der Firma C.V. Engelhard & Co. KG der erste Schritt in diese Richtung, dabei wurde hier Neuland betreten, auf dem schon starker Wettbewerb herrschte. Anfängliche Schwierigkeiten im technischen Bereich sowie durch den zögernden Eingang von Aufträgen wurden durch konsequentes Einhalten des einmal eingeschlagenen Weges überwunden, und letztlich hat sich die Entscheidung für die Aufnahme eines neuen Herstellungsverfahrens als richtig erwiesen. Der schnell steigende Bedarf an Endlosformularen bei Wirtschaft und Behörden erforderte später eine Erweiterung der Kapazität durch neue Maschinen, um den erhöhten Auftragseingang bewältigen zu können.

Die allgemeine technische Entwicklung im übrigen Druckbereich ließ es alsbald geraten erscheinen, sich mit der Einführung des Offset-Prinzips zur Erhaltung der Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit zu befassen. Die Vorteile dieses Druckverfahrens gegenüber dem Buchdruck sind eigentlich schon sehr lange bekannt, konnten aber nicht recht genutzt werden, weil die Satzherstellung immer noch nach der alten Gutenberg-Erfindung in Blei erfolgte. Erst mit der jüngsten Entwicklung auf dem Gebiet des Fotosatzes mit der entsprechenden Vereinfachung der Druckformherstellung über Filmmontage und Plattenkopie wurde ein Verfahren angeboten, welches dem Offset-Prinzip gerecht wurde.

Dabei setzte aber der zu erwartende hohe Kapitalbedarf bei einer generellen Umstellung auf neue Druckverfahren einem mittelständischen Unternehmen wie der C. V. Engelhard & Co. KG gewisse Grenzen, in denen sich eine solche Maßnahme ohne großes Risiko verwirklichen lässt. Aus diesem Grunde konnte diese technische Veränderung auch nicht in einem Zug durchgeführt werden, vielmehr sollten unter Beibehaltung des klassischen Buchdrucks vom Bleisatz mit zunächst einer Maschine Erfahrungen gesammelt werden, um dann später schrittweise den Einstieg in die neue Technik zu realisieren. Die Druckplatten wurden vorerst noch von Fremdfirmen geliefert, konnten aber bei wachsendem Erfahrungsstand und mit der notwendigen technischen Ausrüstung nach und nach im eigenen Betrieb hergestellt werden.

Die Ergebnisse aus dieser Erprobungszeit waren erwartungsgemäß positiv, im Jahre 1975 konnte dann mit der Umstellung vom Bleisatz auf den Fotosatz begonnen werden.

Die Entscheidung für eine bestimmte Fotosatz-Anlage war grundsätzlich davon abhängig, ob damit nach dem Zoll-Maßsystem gesetzt werden konnte, eine Voraussetzung für den Satz von Computer-Endlosformularen. Unter diesem Gesichtspunkt fiel im Oktober 1975 mit der “diatronic s” die Wahl auf das Fotosatz-System der Berthold AG. Diese Anlage wurde 1978 durch die wesentlich leistungsfähigere “ads 3000” ergänzt. Gleichzeitig erfolgte die Einrichtung einer Montageabteilung mit Plattenkopiergerät und Dunkelkammer. Die später angeschaffte Reprokamera und Filmentwicklungsmaschine komplettierten den Bereich Druckformherstellung derart, dass nahezu alle anfallenden Arbeiten im eigenen Betrieb erledigt werden konnten.

Die Bleisetzerei einschließlich der maschinellen Satzherstellung wurde nun weitgehend überflüssig und konnte zugunsten der neuen Technik aufgelöst werden. Lediglich ein kleiner Teil blieb für die Ausführung spezieller Satzarbeiten erhalten.

Parallel dazu erfolgte auch bei den Druckmaschinen die schrittweise Umstellung auf Offset. Da aus betriebsinternen Gründen in Zukunft auf großformatige Maschinen verzichtet werden konnte, wurden im Bereich Bogenoffset ausschließlich Heidelberger Druckmaschinen der Typen KORD, SORK und GTO aufgestellt. Analog zur Setzerei blieb auch hier ein Teil der Buchdruckmaschinen für Spezialarbeiten erhalten. Später wurde der Maschinenpark noch durch ein Vier-Druckwerke-Rollenoffset erweitert, die insbesondere zum Druck von Schnelltrennsätzen eingesetzt wird.

Für die Endfertigung von bis zu zehnfachen Schnelltrennsätzen sowie für Durchschreibsätze auf Trägerbahn wurde mit entsprechenden Maschinen auch der Bereich der Verarbeitung spezialisiert und damit dem übrigen Produktionsprogramm angepasst.

Die technische Entwicklung im Druckgewerbe vor allem in den letzten zehn Jahren hatte natürlich auch personelle Aspekte. Innerhalb kürzester Zeit war ein neues Berufsbild entstanden, in dem nur wenig speziell ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung standen. Dieses Problem konnte nur dadurch gelöst werden, dass die mit den prinzipiellen Abläufen im Druckgewerbe bestens vertrauten Schriftsetzer und Buchdrucker die veränderten Techniken durch intensive Schulung beherrschen lernten. Diese Gelegenheit wurde von den Betroffenen bei C.V. Engelhard & Co. KG ausnahmslos und mit Erfolg genutzt, so hatte die technische Umstellung bis auf einige innerbetriebliche Umsetzungen auch keinerlei personelle Konsequenzen.

Inzwischen ist ein einheitliches Berufsbild des Druckformherstellers und des Offsetdruckers entstanden, nach dem bei der Firma C.V. Engelhard & Co. KG durch qualifizierte Kräfte junge Menschen in dreijähriger Lehrzeit ausgebildet werden.

Im Jahr des hundertjährigen Bestehens der Firma C.V. Engelhard & Co. KG kann die wohl einschneidendste Veränderung in ihrer Geschichte als vorerst abgeschlossen gelten. Diese Veränderung erforderte allein in den letzten zehn Jahren Investitionen an Maschinen und Geräten in Höhe von 1,8 Mio DM, ein beachtliches Volumen im Hinblick auf die Größe des Unternehmens. Geschäftsführer Arnold Kirchner ließ sich dabei aber immer von der Einsicht leiten, dass nur eine Verbreiterung der Produktionsbasis, der Einsatz modernster Maschinen und Geräte und qualifizierte Mitarbeiter die Wettbewerbsfähigkeit der Firma auch im nun angebrochenen zweiten Jahrhundert des Bestehens erhalten können.

Druckerei Hannover C.V. Engelhard
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